Читать книгу Der lange Winter. Roman онлайн
9 страница из 19
Der Oktober hat uns alle getäuscht; den großen Ahorn über unserem Haus, der jetzt so kümmerlich ist, fast ganz begraben, dass ich ihn gar nicht ansehen mag – den zeigten damals selbst die Bauern einander, als halte er mit seinen vielen goldenen Blättern an den Zweigen die schönen Tage fest. Mariangela sagte das noch öfter als alle andern: für die Tante, die so wenigstens den lieben langen Tag auf den Feldern zubringen konnte, um hier oder da Körner auszuhülsen oder draußen ein Auge auf die Geißen und Hühner zu haben; und der Schlaf kam in der Nacht leichter; und sie starrte nicht immerzu auf die Bank und dachte nicht jede Minute an die Söhne, die in weite Ferne ausgewandert und dann gestorben waren: diese leere Bank! Es würde später so weit kommen, dass die Haustür hinter ihr geschlossen würde, während sie doch, wie jede Mutter in der Welt, darauf zählte, dass der letzte der Söhne die Tür schlösse, ja dass sie nie geschlossen zu werden brauchte, weil immer neue Generationen heranwuchsen. Wenn du an diesen Tagen zu ihr ins Haus kommst, schlägt sie dir ein Ei schaumig, während der Kaffee heiß gemacht wird, und spricht ebenfalls vom Schnee, vom Mond, der bald voll wird; aber wenn du wüsstest, was beim Sprechen hinter jener Stirn vorgeht! Ich weiß nicht, was sie in sich herumwälzt, wenn sie so den ganzen langen Tag vor dem Ofen oder vor der Kaffeekanne hockt.