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Einen Menschen gibt es, dem ich gern begegne: Verena, denn ob es Winter ist oder nicht, immer ist sie vergnügt, und mir scheint, ich habe sie immer so gesehen, alterslos. Meine Mutter sagte oft, sie müsse sehr viel geweint haben, als sie ohne Beziehungen zu Verwandten aus Meiringen herkam. Meine Mutter sagte auch, dass die andern Frauen, die hinter dem Fenster saßen und strickten, es geahnt haben müssten, wenn sie an die Tür trat – seht, dort ist sie! –, denn sie hätten wie auf Befehl Kopf und Oberkörper vorgestreckt, wobei sie einen Vorhang beiseite schoben, bis Verena sie sah und, töricht, wie sie war, die Situation verkennend, einen Gruß andeutete: Das sollte heißen, sie wolle zu unserem Dorf gehören. Ja, sie hob einen Arm und den Kopf nach ihren Fenstern. Da ließen sie allesamt den Vorhang zurückfallen, streckten den von der schwarzen Schürze umschlossenen Oberkörper wieder durch, zogen den Kopf zurück, aber höchstens bis an die Stuhllehne, nicht weiter! Danach liefen ihre runden, gläsernen Hühneraugen umher, und nun wurde losgelacht: Verena ging wieder ins Haus. Aber das Schicksal ist ja nicht immer grausam: Später kam noch eine von auswärts, so dass die beiden, außer friedlichen Augenblicken mit ihren Männern, ihre eigenen Begegnungen haben und von dem Land jenseits des Berges reden können, wobei sie auf ihre deutsche Art lachen.