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Adele kennt alle Bittgebete, genau wie der Priester: Sie sagt Assunta ins Ohr – aber wir hören es
alle –, es sei eine Schande, nicht einmal ein Rosenkranz oder ein Requiem für die armen Toten, als gelte es, ein Feuer zu löschen; und als sie sieht, dass der Priester sich in der stiller gewordenen Luft zwischen den Häusern davonmacht, ruft sie hinter ihm her, er möge zusehen, wie er zurechtkomme, heutzutage sind auch die Priester viel zu fett; aber wenn etwas geschieht, umso schlimmer für ihn: Unser Gewissen ist in Ordnung.
«Geht und holt die Reliquien heraus.»
Ihr Enkel, der gewöhnlich den Mund nur auftut, um den Zigarrenstummel auszuspucken, springt los mit einem: «Ich gehe ja schon! So schneit auch ihnen ein bisschen Schnee auf den Kopf.»
Daniele kann es kaum erwarten, bis auch er zu Worte kommt:
«Wisst ihr noch, was Matto 1917 gemacht hat, damals, als es länger als einen Monat regnete, ohne eine Minute aufzuhören? Als die Kühe nicht mehr wussten, wie sie sich auf den Beinen halten sollten? Als den Knechten auf der Joppe die Pilze hätten wachsen können? Wisst ihr noch, was er da tat? Er geht ins Zimmer, nimmt das Kruzifix vom Nagel, hängt es außen ans Fenster und sagt dann zu dem Gekreuzigten: ‹Lass auch du dich ein bisschen nass regnen.›»