Читать книгу Das Bündel Zeit. Erinnerungen an eine Kindheit am Berg онлайн

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Das Aufschrecken beim ersehnten Klingeln. Das Flackern des Lichts, die grünblassen Gesichter. Nacht für Nacht. Jetzt dieser Anruf ausserhalb der geraden Stunden, eine Dame meldet ein Ferngespräch aus London, bleiben Sie bitte am Apparat. Dann meine Schwester Afra, sie will alles wissen, wo und wie, und dass sie ganz fest an uns denken wolle und dass sie auch an das Jahr zuvor, an den Januar 1951 denke. Jetzt klingt ihre Stimme heiter, fast fröhlich. «Mutter, ich habe mich verliebt, und ich bin glücklich. Mutter, ich habe mich in einen Neger verliebt, er ist schön, Mutter. Adieu meine Lieben, schlaft gut.»

Wir sitzen auf unseren Betten, Mutter wischt mit den Händen über ihr Gesicht, Vaters Augen gross und offen. Wieder dieses Horchen. Suchen nach dem Schlaf. Ich, ein junges Mädchen, an den Neger denkend, ein Häppchen fremdes Glück im Keller erstickt.

An diesem Morgen fühlt sich das Hinaufsteigen in die Küche leichter an, das Licht blauweiss wie die Magermilch. Ich sehe Albert, unseren Knecht, der in seiner Kammer geschlafen, die Kühe gemolken, und die jungen Katzen, die mit ihren Pfoten am Rande der Tanse hängen und ihre tägliche Magermilch trinken. Ein Blick aus dem Fenster, auch heute fallen die Flocken schwarz. Draussen klettert der Schnee an den Fenstern empor, bleibt ein paar Sekunden hängen, fällt in sich zusammen. Liegt am unteren Rande, beginnt zu wachsen, fällt. Da steht das Kind, und die Flocken tanzen, wachsen. Und die Menschen beginnen mit den Flocken zu tanzen, wachsen, verweilen, fallen. Frauen, Männer, Kinder, der Neger und das Glück wirbeln durcheinander, tanzen miteinander, bleiben unten am Fenster …

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