Читать книгу Neptunjahre. Erzählungen онлайн

10 страница из 22

In Deutschland bricht der Morgen im Februar langsam an. Es ist eine helle Nacht. Über den Bäumen leuchtet die weiße Mondsichel. Das Aufstehen fällt dem Mann schwer. Schmerzender Rücken, geschwollene Lider, leich­te Übelkeit. Er hat getrunken am Vorabend. Geräuschlos geht er ins Bad, wäscht sich mehrmals das Gesicht mit kaltem Wasser, zieht Jeans und ein Flanellhemd an. In der Küche ist alles perfekt aufgeräumt. Wie üblich hat Helene vor dem Schlafengehen jedes Ding an seinen Ort gestellt. Er ist spät nach Hause gekommen, hat den Abend mit einem Freund, der für ein paar Tage aus Amerika angereist ist und am nächsten Tag wieder zurückfliegt, in einer Musikkneipe im Ort verbracht. Innerer Aufruhr, Wut gehören nicht zu den Eigenschaften eines Kriegers, doch der Mann ist unruhig. Seine Stimmung ist düster, auch wenn sie das nicht sein dürfte: Seit über vierzig Jahren praktiziert er Zen. Er muss mit Helene reden oder ihr vielleicht schreiben.

«Das Privileg, Vogel zu sein. Oder diese ganzen Alltäglichkeiten nichts weiter als eine riesengroße Metapher für die Leere.»

Правообладателям