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Die Straßenbahn erreicht die Endhaltestelle. Der Mann und die Frau steigen aus und gehen in Richtung See. Der Weg zum Ufer, wo Steinstufen zum Wasser hinunter­führen, ist nur schlecht beleuchtet. «Sehen Sie hier, diese Treppe endete im Eis.» Die Frau setzt sich auf eine der verschneiten Stufen, blickt aufs Wasser und erzählt: «In der Nacht vom 31. Januar, vor zwanzig Jahren, aber es kommt mir vor, als sei es gestern gewesen, als die Polizei die Leichen meines Manns und seines Gefährten schon geborgen hatte, zwei Tage nachdem der Lieferwagen im Eis des Hallwilersees eingebrochen war, legte ich meinen Sohn in den Kinderwagen, fuhr mit der 2 hierher und schob den Kinderwagen blindlings auf den See hinaus, in der Hoffnung, eine Stelle zu finden, wo das Eis nachgeben würde. Ich wollte zu meinem Mann. Was sollten wir ohne ihn auf der Welt? Ich hatte eine Gartenhacke mitgenommen, aber da das Eis überall zu hart war, zog ich meinem Sohn die Kleider aus, Tod durch Erfrieren, zuerst er, dann ich. Als sie kamen, lag das Kind nackt auf dem Eis, ich hielt die Hacke in der Hand. Meine Mutter hatte mich nicht zu Hause angetroffen und deshalb besorgt bei Nachbarn nachgefragt. Jemand hatte mich mit dem Kinderwagen in die 2 einsteigen sehen, und so machte sie sich zusammen mit zwei Polizisten auf die Suche.»

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