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«Willst du nicht noch ein Stück weiter, Großmama? Wir könnten ein paar Schritte gehen, und du sagst es mir, wenn du müde bist.»
«Nein, es gefällt mir hier.»
Ich setze mich neben dich. Mir ist kalt, weil ich den Mantel nicht zubekam, den ich mir borgen musste von dir. Nicht weit von uns steht ein Patient am Tropf. Er zieht an seiner Zigarette, ich frage mich, ob er noch atmet, der Rauch scheint sein einziger Atem, sein einziger Schutz vor der Kälte zu sein, die uns umschlingt.
Du siehst ihn nicht. Du hast die Augen geschlossen, deine Hände schauen nur knapp aus den Jackenärmeln hervor.
Deine Hände, die an eisigen Wintermorgen stundenlang zugepackt haben. Den Schnee von den Stufen zum kleinen Kaufladen schippen, die Münzen aus den Fingern von Kindern und Alten abzählen, das blitzschnelle Kopfrechnen, das Brot zwischen Faden und Hosen, Nadeln und Socken, Hämmern und Stiften, Schrauben und Gummis, Malabarkaugummis und Tribolos. Deine Hände, die noch und noch die Ärmel hochgekrempelt haben, weil es zu heiß war, Lachen, rote Wangen, trennen, tragen, schimpfen, singen, verrücken, köcheln, scheuern, wachsen, wiedererkennen, Madame M., Monsieur R., die Frau von, der älteste Sohn von, die Zwillinge P., der Metzger B., S., der Käser. Und auch weinen, sicher, obwohl ich Mühe habe, mir das vorzustellen. Und alle deine Kinder, die auf dem Töpfchen geduldig warten, bis du eine deiner tausend Tagespflichten erledigt hast, um sie wieder anziehen zu kommen, einen Klaps auf den Hintern und weitergespielt, die klaren, frischen Jahreszeiten, die Ferien, die es nicht gibt.