Читать книгу Daskind - Brandzauber - Angeklagt. Romantrilogie онлайн

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Nach einem feierlichen Hochamt und der offiziellen Einweihung der Kirche durch den Bischof ging man zu den weltlichen Freuden über. Vom Dröhnen der Michaelsglocke begleitet, machte sich das Volk über die Tische her, besetzte die Holzbänke und Stühle, die den Kirchplatz füllten. Bald ging das verordnete fromme Jubilate in ein bierseliges Lachen und Johlen über. Die Härchler nutzten jede Gelegenheit, um sich ausgiebig zu betrinken. Während der Fastnachtszeit gab es keine Wirtschaft in der Harch, die nicht von Schlägereien und Randalen zu berichten wusste. Hinter Masken und Hexenfratzen tobten sich Genusssucht und Streitlust aus. Man hieb mit Säublattern aufeinander ein, schlug sich mit hölzernen, dem Morgenstern ähnlichen Knüppeln die Schädel blutig. Vor allem aber soff einer den anderen unter den Tisch, um hinterher, grölend und torkelnd, irgend­ein Hundsloch aufzusuchen, wo sich der gewaltige Fastnachtsrausch ausschlafen ließ. In der Harch war die Fastnacht Männersache, ein archaischer Trieb schletzte die Männer in Horden durch die Straßen und Kneipen, bis nichts mehr ganz blieb. Das bekamen auch die Frauen zu spüren, wenn sie sich, angeekelt vom wilden Treiben, nicht hingeben wollten. Da wurde nicht lange gefackelt, die Frau mit Gewalt aufs Kreuz gelegt und grob genommen. An der Fastnacht lernten sie die Männer erst richtig kennen, die fremden und die eigenen, denn beim Kopulieren war man nicht wählerisch, auch des Nächsten Weib genoss an diesen Tagen keine Schonzeit. Es schwängerte der Nachbar des Nachbarn Weib ebenso, wie er sich an der eigenen Frau, den Mägden oder an halbwüchsigen Mädchen verging. Hinter den holzgeschnitzten Masken hoben sich die Gesetze auf, der Alkohol riss alle Dämme nieder. Da nützte keine Predigt, kein gut gemeinter Aufruf der Gemeindebehörden, Fastnacht ist Fastnacht, dachten sich die Härchler, man könne danach noch immer die Scherben wegkehren.

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