Читать книгу Daskind - Brandzauber - Angeklagt. Romantrilogie онлайн

67 страница из 104

Der Boden des überwölbten Innenraums bestand aus grob behauenen Kalksteinquadern. Ein schwerer Eisenring war in eine der Platten eingelassen, sodass man sie mit etwas Anstrengung heben und zur Seite schieben konnte. Eine Holzleiter erleichterte den Abstieg in den Totenkerker, den jedoch Toni, eine Taschenlampe zwischen den Zähnen, jeweils mit einem gewagten Sprung in die Dunkelheit hinter sich brachte. Je mehr Mut man zeige, meinte er, umso weniger könnten die da unten einem etwas anhaben. Dort lagen sie, die Gebeine der Toten, von Toni aus ihren Gräbern geschaufelt, nun säuberlich zu Knochenbündeln verschnürt. Weiß wie die Seelen der Seligen blinkten sie dem Betrachter entgegen, geheimnisvoll verwiesen sie auf die Vergänglichkeit aller Gelüste nach Ruhm und Bestand. Der Ort war ungeeignet, Lebensfreude zu verbreiten. Trotzdem zog es die Nachkommen der Verblichenen immer wieder hierher, um ihrer Toten zu gedenken, sie gnädig zu stimmen, auf dass sie nicht als Wiedergänger die Lebenden heimsuchten. Toni verfluchte den Pfarrer und seine Vorliebe für makabre Bußhandlungen, die ihn zwang, im Beinhaus zwanzig Rosenkränze zu beten. Wieder nüchtern, schien es ihm, dass ein Gott so viel Rache nicht ersinnen könne, der gleichzeitig als der Allgütige angebetet und verehrt werden wollte. Die schwarzen Holzperlen des Rosenkranzes durch die schwieligen Hände gleiten lassend, streifte ihn trotz allem ein Hauch jener Kälte, die Gottes Rache, laut Pfarrer Knobel, unmissverständlich ankündige. Man war ja nicht unempfindlich für die düsteren Geheimnisse der Heimsuchungen, die Gott auch für einen wie Toni bereithielt, sollte er nicht gehorchen. Also ergab sich der Totengräber ins Schicksal und leierte eifrig die Rosenkränze herunter.

Правообладателям