Читать книгу Der Hellseherkorporal. und andere Geschichten aus der Fremdenlegion онлайн

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Wir hatten natürlich auch einen Hauptmann im Posten. Der hieß Chabert, war dick und klein und trug weder auf der Mütze noch auf den Ärmeln die Abzeichen seines Grades. Er war bescheiden und sehr gütig. Ihr müsst nicht denken, dass es in der Legion überall so sanft zuging wie bei uns. Wir hatten eben Glück gehabt, dass der Capitaine Chabert uns kommandierte. Er hatte von der Pike auf gedient; vor dem großen Krieg war er Korporal gewesen und hatte sich hinaufgedient. Er war schon über vierzig. Seine Frau wohnte in Frankreich. Sie schrieb ihm immer lange Briefe. Die Ordonnanz vom Capitaine hat mir einmal einen dieser Briefe zum Lesen gegeben. Da bat die Frau Chabert ihren Mann, nur recht freundlich mit den armen Legionären zu sein, die hätten so viel zu tragen … Es muss eine gute Frau gewesen sein, die Frau Chabert.

Wir waren eine sogenannte berittene Kompagnie und galten als Bataillon, weil wir sehr viel Mann waren. Fast dreihundert. Wir brauchten keinen Sack zu schleppen. Was wir auf den Marsch mitnehmen mussten, wurde auf den Sattel des Maultiers geschnallt. Es gab immer ein Maultier für zwei Mann. Wir ritten abwechselnd eine Stunde, dann marschierten wir wieder eine Stunde. Das Tempo war sehr schnell, etwa sechseinhalb bis sieben Kilometer in der Stunde. Und wir marschierten so: Zuerst schritten im Gänsemarsch die Unberittenen der Sektion, mit einem Unteroffizier, der das Tempo angab, dann kamen die Maulesel, dann die Fußgänger der zweiten Sektion, hierauf die Maulesel, dann die Fußgänger der dritten und so fort. Nach einer Stunde Marschieren pfiff der Capitaine. Da stürzten die Fußgänger zu ihren Tieren, die Reiter stiegen ab, die andern stiegen in den Sattel (man musste das Bein sehr hoch heben, denn alle unsere Effekten, vorn und hinten am Sattel aufgeschnallt, waren hoch wie eine kleine Stuhllehne), der Capitaine pfiff noch einmal, ließ den erhobenen Arm nach vorne fallen, und dann ging es weiter. Wir haben oft längere Märsche gemacht als die Kavallerie. Unsere Maulesel waren viel ausdauernder. Manchmal haben wir bis zu siebzig Kilometer im Tag gemacht, einmal sogar neunzig. Aber das war nicht so arg, wie es sich anhört. Denn im Grunde marschierten wir auf unseren eigenen Füßen nur die Hälfte des Weges. Die andere Hälfte ritten wir. Und wir waren nicht beladen.

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