Читать книгу Der Hellseherkorporal. und andere Geschichten aus der Fremdenlegion онлайн
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Unter den Russen hatte ich am meisten Freunde. Es waren meist Soldaten der Weißen Armee, die von den Kommunisten geschlagen worden und dann nach Konstantinopel geflohen waren. Dort hatten ihnen die Franzosen versprochen, sie würden es gut haben in der Legion. Aber zwischen den Versprechungen und der Wirklichkeit ist ein langer Weg. Es waren Fürsprecher, Ärzte, Journalisten unter ihnen. Man hatte ihnen versprochen, sie würden bald Offiziere werden. Aber als sie dann in Bel-Abbès auf diese Versprechungen pochten, wurden sie ausgelacht und mussten Dienst als einfache Soldaten tun. Sie wurden zwar ziemlich bald Unteroffiziere, aber als Korporal hat man es dort noch schlechter denn als einfacher Soldat. Man schläft und lebt mit der Truppe. Wenn die Leute auf dem Marsch schlecht aufgelegt sind, so kann man lange kommandieren, sie folgen doch nicht und lachen einen aus. Auch der Capitaine Chabert lachte uns Korporäle aus, wenn wir uns beklagen kamen, man wolle uns nicht gehorchen. «Zieh deinen Kittel aus», sagte er zu uns, «wenn du Angst um deine Schnüre hast. Und dann prügle dich, bis sie dir folgen.» Ich muss zwar sagen, dass ich mich weder geprügelt noch beklagt habe. Ich habe eben einfach mitgeholfen und auf meine Schnüre gepfiffen. So ging es eigentlich ganz gut, und ich habe nur einmal einen Stich bekommen, weil ich zwei Leute trennen wollte, die aufeinander mit den Messern losgingen. Es war Streit ausgebrochen bei einem Kartenspiel, und die beiden, es waren ein Russe und ein Italiener, waren nicht ganz einig. Ich habe es nicht aus Tapferkeit getan, sondern weil ich Zimmerchef war und für Ordnung sorgen musste. Dem Russen hat es dann leid getan, dass er mich getroffen hat. Er sagte immer: «Nicht dich ich hab wollen, Caporal!» Die Russen sangen. Ihr habt sicher die Donkosaken einmal gehört, im Radio wahrscheinlich oder auf einem Grammophon. Vielleicht habt ihr gefunden, dass diese Lieder schön sind. Aber ihr könnt euch sicher nicht vorstellen, wie sie dort unten im kleinen Posten geklungen haben.