Читать книгу Der Hellseherkorporal. und andere Geschichten aus der Fremdenlegion онлайн

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Jetzt kenne er mich, und das In-den-Hals-Blasen sei ein Zeichen von Sympathie.

«Er mog di gern …», sagte der alte Kainz, und seine Stimme war nicht ganz fest. Darum schraubte er seine Pfeife auseinander und blies lange und anhaltend ins Mundstück. Es war verstopft, Tränen traten dem alten Kainz in die Augen, und das war wohl der Zweck des Manövers. Jetzt konnte er seine Tränen ohne Verlegenheit sehen lassen, sie kamen ja vom Pfeifenausblasen.

Am Morgen gab ich dem Seppl zwei Kilo Gerste, am Mittag eins, am Abend wieder zwei. Wenn wir im Posten waren, ritten wir um elf Uhr ohne Sattel zur Tränke. Die Tränke, das war ein kleiner Fluss, Oued nennt man sie dort unten, eingesäumt von Oleanderbäumen, die im Juni unwahrscheinlich rot blühten.

Er benahm sich sehr anständig, der Seppl, als ich ihn zum ersten Mal ohne Sattel ritt. Er war kleiner als die anderen Tiere der Kompagnie, seine Mutter war eine Eselin gewesen. Er hatte sehr lange Ohren, der Seppl, und mit ihnen konnte er allerlei Kunststücke ausführen. Er konnte Einhorn spielen, das linke Ohr eng an den Kopf gelegt, so dass man es gar nicht mehr sah, das andere stach vor wie ein Spieß, und dann wandte er sich etwa um, nickte mit seinem vornehmen Engländerinnenkopf und begann einen Galopp. Das Umsehen tat er nur aus Höflichkeit, damit ich nicht etwa hinunterfiele. So kamen wir an die Spitze der Kompagnie, der Adjutant, der das Tränken leitete, brüllte mich an, was ich da vorn zu suchen habe. Da stellte Seppl seine beiden Ohren auf, machte ein lammfrommes Gesicht, sah den Adjutanten von unten an, so, als wolle er sagen: «Verstehst du denn keinen Spaß?», und dann lachte der Seppl. Ich will einen Eid darauf schwören, dass der Seppl gelacht hat. Ihr kennt doch so robuste alte Damen, sie sind meistens dick und haben so ein tiefes, weiches Basslachen, es schüttelt sie, man kann nicht anders als miteinstimmen – so lachte der Seppl … Und der Adjutant, der sonst ein grober Kerl war, musste auch lachen. Er stammte aus Korsika, darum konnte er auch Seppls Namen nicht richtig aussprechen. «Le Ssseppelll», sagte er und riss sein Pferd herum, um weiterzureiten. Er schämte sich ein wenig, dass er gelacht hatte.

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