Читать книгу Paradies möcht ich nicht. Roman einer Familie онлайн

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Louise war angetan von der Kultur und vom Witz des vielsprachigen Weltgängers, so einen hatte sie im «Alperösli» nie getroffen, das gab es in Albisrieden nicht. Die beiden schrieben sich fast täglich, fürs schwarze Heft blieb keine Zeit. Zweimal reiste Louise in die Westschweiz, einmal kam Felix nach Zürich. Louise war ­we­­­­­der kleinlich noch berechnend, es zählte nicht, dass Felix staatenlos war und ohne Beruf, nach drei Monaten war klar: Man wollte heiraten. Die kaufmännische Lehre sollte Louise zu Ende bringen, das war nur vernünftig.

Es war die Zeit des Aufbruchs, Louise war aufgekratzt. Im Tram mit den noch hölzernen Sitzen beobachtete Freundin Margrith auf dem Weg in die Schule, wie Louise gleichgültig in die Luft schauende Zürcher anging: Wie könnt ihr einfach so stumpf zur Arbeit fahren, wo Hitler doch massenhaft unschuldige Menschen abschlachtet, mitten in Europa, nicht weit von uns entfernt!

Endlich wurde deutlich, dass Hitler und seine Truppen den Krieg verlieren würden, bloß: wann? Zu gerne hätte Felix doch noch gekämpft, französische Militärpapiere hatte er ja. Womöglich spürte er, dass es gesünder wäre, den Hass ins Feld zu schicken, statt ihn durchs Leben zu tragen. Rundum rieten alle ab, sich einer jener französischen Einheiten anzuschließen, die den Kontinent mitbefreiten, zuvorderst die Kommunisten: Man müsse alle Kräfte sparen für den Aufbau der neuen, ge­rechten Welt, später, im alten Heimatland.

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