Читать книгу Paradies möcht ich nicht. Roman einer Familie онлайн
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Am Schauspielhaus, wo der Widerstand gegen das Nazitum lebte, sah Louise alle neuen Stücke, das war billig für Lehrlinge, fast umsonst. Sie schickte sich an, Goethes Faust auswendig zu lernen, Verse daraus blieben bis ins hohe Alter haften –, setzte sich dazu abends gerne auf eine Wiese oberhalb von Albisrieden, direkt an der Straße.
Eines Tages sprach sie dort ein Mann an, Jules mit Namen, elsässischer Emigrant, und zu Fuß unterwegs aus dem Lager Birmensdorf in die Stadt. Dass dieser Jules gerne mit Louise angebändelt hätte, war für sie ebenso deutlich wie ihr eigenes Gefühl, dass sie das nicht wollte. Jules schlug vor, einen Freund mitzubringen, Emigrant auch er, einen gebürtigen Wiener. Damit war Louise einverstanden, neugierig war sie, und es trat auf: Felix, mein Vater, es war April 1943.
Ein paar Tage nach dem Treffen mit Felix kritzelte sie in ihr Heft:
Ich bin fast restlos glücklich. Ja, es gibt wahrhaftig Männer, die verstehen wollen und können.
Auf dieses Heft, das sie womöglich auch später geheim hielt, stieß ich, als ich nach dem Halmaspiel etwas Ordnung machen und die Zeitung, die zwar nicht mehr gelesen, wohl aber geliefert wurde, in den Abfall spedieren wollte. Ich hatte es noch nie gesehen, fragte um Erlaubnis und begann, darin zu blättern. Vorne waren die ersten Ziffern verschiedener Telefonnummern notiert, auch die meiner eigenen; Louise fragte zuweilen mitten im laufenden Telefonat, wie die Nummer laute. In der Mitte des Hefts hatte sie offensichtlich Tagebuch geführt, etwa die Hälfte dieser Seiten fehlte, herausgerissen.