Читать книгу Paradies möcht ich nicht. Roman einer Familie онлайн

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Zur Welt gekommen war Louise fast einundneunzig Jahre vor diesem Halmaspiel in Albisrieden, heute ein Quartier von Zürich, damals ein Dorf. Im Chratz, dem Dorfteil gleich hinter der Kirche, bestehend aus lauter alten Fachwerkbauten, betrieb ihr Großvater das Restaurant Alperösli. Die Pöstler kehrten täglich zum Zvieri ein, Landjäger und Cervelat gab es, die Lehrer kamen zweimal jährlich zum Examensessen, ihnen wurde no­bler Pot-au-feu serviert. Der Großvater, gelernter Schuhmacher, klein und untersetzt, mit Nickelbrille, war zu­gleich Friedensrichter, er sollte den Streit im Dorfe schlichten.

Während Großmutter Anna trotz insgesamt elf Kindern täglich für die Gäste kochte, stiegen zerstrittene Albisrieder über den Hintereingang in den ersten Stock. Dort war das enge Zimmer des Friedensmannes, der in seiner Doppelrolle eine Stütze der dörflichen Gesellschaft war, eine Respektsperson. Im «Alperösli» lernte Louises Mutter Lina ihren Mann kennen, Ernst, einen Turner aus Aarau, der mit seiner Riege nach einem Wettkampf auf ein Bier haltgemacht hatte.

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