Читать книгу Paradies möcht ich nicht. Roman einer Familie онлайн
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Im dritten Stock des Hauses zur Bachwies, in dem sie jetzt lebte, ging es bunter zu als vorher im achten. Ein paar Bewohner hatten Ticks, ein Mann im Entree machte mit seinem rechten Arm stete Kreisbewegungen, ein anderer spielte ununterbrochen mit einer Perlenkette, wie man sie aus Griechenland kennt, andere lachten schrill oder schienen im Dauerschlaf. Insgesamt gab es hier, wie die leitende Ärztin sagte, weniger Kontrolle über die Psyche der Insassen und daher mehr Emotion als im achten Stock, wo sich die Damen und Herren dumpf von Medikamenten den ganzen Tag im Wohnzimmer aufhielten, meist ohne Regung.
Zuvor war Mutter immer wieder abgeprallt mit ihrem deutlichen Wunsch nach Austausch, nach Erfahrung. War sie die kleine Louise aus dem Chratz, war sie die Alte aus dem Heim, verloren war sie oft, verloren in der Zeit, verloren in der Welt. Zuletzt hatte sie aus ihrem Zimmer heraus durch die offene Tür so oft Hallohallo gerufen, dass es lästig geworden war. Man hatte beschlossen, ihre Rufe seien pathologisch und Mutter gehöre daher in den dritten Stock, wo ihre Rufe sich in den anderen verloren und vom Personal mit mehr Verständnis aufgenommen wurden.