Читать книгу Paradies möcht ich nicht. Roman einer Familie онлайн

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Sie wuchs heran, ein waches Kind, das bald männliche Blicke auf sich zog. Coiffeur Huber, ein gebürtiger Basler, hatte seinen Salon gleich neben dem «Alperösli» des Großvaters, unter dem gleichen Dach. Vor dem ersten Haarschnitt – sie war neun oder zehn – zog er nicht nur Louise einen Umhang über, sondern auch sich selber. Er fasste mit der rechten Hand die Schere, griff mit der linken nach Louises Hand und führte sie unter die Kutte, wo sie etwas hart Fleischiges halten musste. So gehöre es sich bei ihm und zum Haarschnitt, erklärte er dem eingeschüchterten Mädchen. Was sie festzuhalten hatte, verstand sie lange nicht, niemand hatte mit ihr je über Derartiges gesprochen, sie lebte in einem Frauenhaushalt, und es gab keine auch nur ungefähre Anschauung. Es war ihr unangenehm, sehr, bei Huber, und mehr als das. Der Friseur keuchte, sein Atem schlug ihr stickig ins Gesicht, wenn er die Kopfseite wechselte, erneut nach ihrer Hand griff und sagte: Nicht loslassen.

Später bekniete Louise ihre Mutter, sie wünsche sich langes Haar. Es nützte nichts. Wenn man schon arm war, sollte man doch gepflegt daherkommen, meinte Lina. Ihrer Mutter zu erzählen, was sich im Salon ab­spielte, kam Louise nicht einmal in den Sinn. Sie begann eine kaufmännische Lehre, es ging weiter. Den Mor­gendienst eröffnete der Chef der Druckerei im Hinter­zimmer, indem er Louise am ganzen Körper abtastete. Er hatte damit einfach angefangen und dann so getan, als sei es so abgemacht. Einmal, sie waren alleine im Betrieb, sollte sich die Fünfzehnjährige morgens nackt auf den Tisch legen, das war zu viel.

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