Читать книгу Es ist kalt in Brandenburg. Ein Hitler-Attentat онлайн

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In der Attentatsliteratur kommen Bomben, Gewehre, Maschinenpistolen, Gift, grosskalibrige Pistolen vor, aber keine Schmeisser 6.35. Bavaud hat damals null Erfahrung im Umgang mit Waffen gehabt, war noch nicht in der Rekrutenschule gewesen, welche ihn diesbezüglich einiges gelehrt hätte, als Auslandschweizer hatte er Dispens vom Militärdienst bekommen. Er war kein Spezialist. Und er konnte den Waffenhändler nicht fragen: Würden Sie mir bitte sagen, mit welchem Kaliber ich am besten ein Attentat verübe?

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Im Sommer 1941 habe er eine erstaunliche Feststellung gemacht, berichtet Kurt Gschwend, der damals fünfzehnjährig war, Auslandschweizer, und in Augsburg lebte. Es sei bekanntgegeben worden, dass H. mit seinem Sonderzug in Augsburg erscheinen werde, auf der Durchreise. Die Notabeln der Gegend, Bürgermeister, Gauleiter etc., hätten sich zu diesem Zweck auf dem Bahnsteig eingefunden. Der Bahnhof ringsherum abgesperrt, grosses Polizei- und Militäraufgebot, Posten an der Bahnhofsperre (Eingang). Damals hatten die deutschen Bahnhöfe Eingangs- und Ausgangssperren, wo die Billette kontrolliert wurden. Er habe sich mit einem Kameraden in der Nähe des Bahnhofs herumgetrieben, nur so zum Plausch, und überrascht festgestellt, dass die andere Sperre (Ausgang) völlig unbewacht gewesen sei. Vermutlich hätten die deutschen Sicherheitsbeamten angenommen, dass kein anständiger Deutscher auf den Gedanken komme, durch einen Ausgang in den Bahnhof hineinzugehen, oder es sei sonst eine Panne gewesen. Item, er sei mit dem Freund hineingeschlüpft in den Bahnhof und habe dort zuerst eine leere Zugskomposition gesehen, welche, gewissermassen als Schild, jenes Perron abgeschirmt habe, auf welchem der Sonderzug erwartet worden sei. Weil vermutlich in keinem Reglement vorgeschrieben war, dass dieser Zug verriegelte Türen haben musste, seien sie ohne weiteres dort eingedrungen, und auf der andern Seite wieder hinaus, ohne von irgendwelcher Polizei behelligt zu werden. Musik, Kommandotöne, der Sonderzug fährt im Schritt-Tempo ein, H. am offenen Fenster, er, Gschwend, ca. zwei Meter entfernt, der andere greifbar nahe – da habe er unwillkürlich gedacht, wie günstig der Augenblick gewesen sei für einen spontanen Schuss. Niemand habe ihn beachtet, die Polizeideckung auf dem Perron sei minim gewesen, keiner habe dort mit einem Attentäter gerechnet, weil die Absperrmassnahmen ringsherum so gründlich waren. Kurt Gschwend, der diese Episode 1980 erzählt, macht keinen exaltierten Eindruck, eher einen handwerklich-soliden (er arbeitet heute als Buchhersteller in Bern).

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