Читать книгу Es ist kalt in Brandenburg. Ein Hitler-Attentat онлайн

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Am 9. Oktober, einem Sonntag, fuhr er morgens zwischen sechs und sieben Uhr nach Basel, besorgte sich dort eine Art von Traveller Checks, Reisekreditbrief nannte man es damals, im Werte von Reichsmark 555.–, und fuhr darauf nach Baden-Baden, wo er gegen vierzehn Uhr eintraf. In dieser Stadt hatte er Verwandtschaft, nämlich eine Grosstante, die Karoline Gutterer, geb. Nofaier. Zwischen den Bavauds in Neuchâtel und den Gutterers in Baden-Baden hatte zwar schon jahrelang kein Kontakt mehr bestanden, aber in der Not erinnert man sich der entferntesten Verwandten. Maurice kannte sonst in Deutschland keine Seele.

Warum sich nicht ein wenig akklimatisieren beim deutschen Zweig der eigenen Familie, bevor man weiter in das unbekannte Land eindringt?

Die Gutterers waren kleine Leute wie die Bavauds, Peter Gutterer figurierte in den Akten als Werkmeister, nach Feierabend war er Hauswart. Aber der Sohn Leopold, in den sie ihre Hoffnung setzten, hat es weit gebracht. Er war

nach einem nicht abgeschlossenen Hochschulstudium, das unter anderem der Theaterwissenschaft galt, bereits 1925 der NSDAP beigetreten, fand dort eine hauptamtliche Stellung und wurde 1930 zum Gaupropagandaleiter in Hannover ernannt. Das «goldene Parteiabzeichen» wie das erhebliche Vorstrafenregister wegen in der Weimarer Republik begangener politischer Vergehen, das seine Personalakte «zierte», gereichten ihm ebenso zum Vorteil wie die hinlänglich bewiesene Fähigkeit, Massenaufmärsche wirkungsvoll arrangieren und inszenieren zu können. Schon 1937 wurde er zum Ministerialrat befördert, um im Jahr darauf mit der Leitung der Propagandaabteilung betraut zu werden, die vor dem Kriege als das wohl wichtigste Ressort des Ministeriums angesehen wurde. Am 20. April 1938 folgte die Ernennung zum Ministerialdirektor. (Willi A. Boelcke, Kriegspropaganda 1939–41)

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