Читать книгу Wiener Walzer. Mord im Euronight 467 онлайн
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In den Fensterscheiben spiegelte sich die Inneneinrichtung des Speisewagens – und ihr Gesicht. Milchig, farblos und durchsichtig, die Maske einer Toten.
Schlagartig packte sie ihre alte Angst. Als würden ihre Mörder aus dem Schatten der schwarzen Berghänge kriechen, sich an den Waggons festsaugen, kopfüber vom Dach baumeln und ihr durch das Fenster ins Gesicht springen. Sie sah den Brief vor sich, die hässliche Zeile im schlenkernden Tanz des Zuges.
Sie wünschte, sie könnte sich dem Mann ihr gegenüber anvertrauen, besäße jemanden, der zumindest wüsste, dass man sie bedroht. Sie möchte eine Hand auf seinen Arm legen, nicht mehr länger allein sein, darüber reden, wie ernst sie die Drohung zu nehmen hatte.
Es ging ihr, verdammt noch mal, ziemlich beschissen.
«Sie haben den Hund noch nicht sehr lange?», sagte der Skilehrer vorsichtig, offensichtlich darum bemüht, ein unverfängliches Gesprächsthema anzusteuern.
«Nein. Nein, das ist mein erster Hund, und ich weiß auch nicht …»
Sollte sie ihrem Visavis sagen, weshalb sie sich einen Hund zugelegt hatte? Nein. Er sollte sie zurück zu ihrem Abteil begleiten, vielleicht bat sie ihn zu bleiben, vielleicht. Wenn einer sich einmal zum Beschützer ernannt glaubte, maßte er sich eine Dominanz an, die ihr alle Kerle zuwider machte. Abgesehen davon sah er durchaus danach aus, als ob er einen Platz für seine Zahnbürste suchen würde.