Читать книгу Reden wir über das Sterben. Vermächtnis einer Ärztin und Patientin онлайн

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Was Sie in Händen halten, meine Gedanken zu Entscheidungen am Lebensende, ist auf eine Art mein Vermächtnis. Im Wissen um die schlimmen Erfahrungen, die viele Menschen beim Sterben machen müssen, die auch die Ange­hörigen nicht weniger betreffen, will ich mithelfen, das Schweigen zu beenden, damit es irgendwann in der Zukunft normal sein wird, über das Unausweichliche zu sprechen, über das Sterben und den Tod.

Mein medizinisches

«Credo»

Vielleicht ist es hoch gegriffen, aber es kommt mir immer wieder das Wort «Credo» in den Sinn. Ich will es nicht verstanden wissen als Bekräftigung eines «rechten Glaubens». Das wäre hochmütig, und mir ist vielmehr nach Bescheidenheit zumute. Das Credo besteht in der Überzeugung, dass wir alle Verantwortung übernehmen müssen: für unser Leben und für unseren Tod.

Leben heißt für mich gestalten. Das kann man auch, wenn man krank ist, auch wenn man alt ist, auch wenn man alt und krank ist.

Mein Credo ist, dass Offenheit immer der beste Weg ist. Offenheit bedeutet, dazu zu stehen, dass wir vieles nicht wissen und nie wissen werden. Medizin ist nur vermeintlich eine exakte Wissenschaft. Offenheit bedeutet, dass wir anerkennen, dass unsere Wertvorstellungen nicht unbedingt denen von anderen Menschen entsprechen. Respekt vor den anderen ist angesagt. Offenheit bedeutet, Optionen aufzeigen und dazu zu stehen, dass es nie eine absolute Sicherheit geben kann. Offenheit bedeutet, hellhörig für die Anliegen anderer zu sein und unser Wissen zur Verfügung zu stellen. Und schließlich bedeutet Offenheit, die anderen zu begleiten. Bis ans Ende. Auch wenn ihr Weg nicht unbedingt meinen Vorstellungen entspricht.

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