Читать книгу Reden wir über das Sterben. Vermächtnis einer Ärztin und Patientin онлайн

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Die erste Krebserkrankung hatte Folgen für meinen Berufsweg. Im Wissen, dass Brustkrebs bei jungen Frauen sehr aggressiv verlaufen kann, wollte ich nicht das Risiko eingehen, meine unter Umständen letzten Lebensjahre in den Aufbau einer Praxis zu investieren. Nach einer vor­übergehenden Tätigkeit als Betriebsärztin bin ich ins Spital­management eingestiegen und habe zehn Jahre damit verbracht, für den Erhalt des REHAB Basel, Zentrum für Querschnittsgelähmte und Hirnverletzte, und den dringend notwendigen Neubau zu kämpfen. Parallel dazu habe ich alles gegeben, um auf das Schicksal hirnverletzter ­Menschen aufmerksam und die Schweizerische Vereinigung für hirnverletzte Menschen, FRAGILE Suisse, bekannt zu machen. Lange Jahre habe ich mich für das Recht von Wachkomapatienten auf eine geeignete Rehabilitation eingesetzt. Rückblickend bin ich nicht sicher, ob das immer richtig war. Dennoch halte ich unsere Gesellschaft für heuchlerisch, wenn sich insbesondere Politiker gegen die Möglichkeit des assistierten Suizids wehren und gleichzeitig die Pflegebudgets derart dezimiert werden, dass in vielen Fällen die Pflegebedürftigen suboptimal betreut werden. Die Doppelmoral scheint mir manchmal unerträglich. Ich bin allen im Gesundheitswesen dankbar, die ihr Bestes geben – davon gibt es viele, viele. Logischerweise hört man wenig von ihnen.

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