Читать книгу Das Gesetz des Wassers. Ein Tanner-Kriminalroman онлайн
149 страница из 162
Meeresgrund war übrigens das Wort, das Glöckchen, die jüngste Tochter von Elsie, verwendete, um sich und ihren Freundinnen den Zustand ihrer Mutter zu erklären.
So begann er dann eines Tages mit dem Vorlesen. Jeden Tag eine Geschichte. Die vergangenen Tage waren die ersten, an denen er nicht bei Elsie war. Wegen der Recherchen über seinen Großvater. Heute Vormittag hat er die Geschichte der dreihundertsten Nacht vorgelesen, das heißt einen Teil der Geschichte von Abu Mohammed, dem Faulpelz. Tanner hatte es sich angewöhnt, genau der Einteilung von Schehrezâd zu folgen, die klugerweise die Geschichten jeweils an einer spannenden Stelle unterbrach, wenn der Morgen kam, und erst in der nächsten Nacht weitererzählte. So hielt sie die Spannung auf die Fortsetzung der Geschichte über den Tag wach. Im Falle von Elsie hielt mit dieser Methode die Spannung bis zum nächsten Tag. Er hoffte es wenigstens. Denn, das war ja die schlimmste aller Ängste: eines Morgens zu kommen – und Elsie könnte nicht mehr zuhören. Insgeheim dachte und hoffte Tanner, dass eine der Geschichten so etwas wie ein Zauberschlüssel sei, der sie aus der Gefangenschaft ihres Zustandes befreien werde. Je länger er las, desto besessener war er von diesem Gedanken. Aber welche Geschichte wird es sein? Wird es morgen sein, wenn sie die Fortsetzung der Geschichte von Mohammed, dem Faulpelz hören wird? Wird es erst in vier Tagen sein, wenn es Mohammed gelingen wird, seine Geliebte aus den Händen des bösen Geistes Mârid zu befreien? Oder will sie sich sämtliche Tausendundeine Geschichten anhören? Und erst dann aufwachen? Tanner wischt diese Gedanken weg, die ihn ja sowieso nur wahnsinnig machen. Von diesen Dingen berichtete er Martha auch kein Wort.