Читать книгу Das Gesetz des Wassers. Ein Tanner-Kriminalroman онлайн

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Er streicht sich über den Kopf und meint, dass von dieser Familie ja seit langem niemand mehr hier am Ort lebe. Tanner fragt, ob er wenigstens wisse, wo die Familie gelebt habe, aber er schüttelt den Kopf und beeilt sich wieder zu seiner Arbeit zu gehen. Kaum ist der Bauer in der Remise verschwunden, stehen die beiden Hunde sofort wieder auf und beginnen zu knurren. Tanner tritt den Rückzug an und setzt seinen Gang durchs Dorf fort.

Irgendwie hat er sich seinen Besuch im Geburtsort seines Großvaters etwas anderes vorgestellt. Aber wie? Dass er ihm hier begegnen würde? Nein, aber vielleicht hat er gehofft, ein Dorf anzutreffen, das seit der Zeit unverändert vor sich hin schlummerte, wodurch er sich die damalige Zeit besser hätte vorstellen können.

Hinter der Kirche liegt ein überraschend großer Friedhof. Wenigstens gibt es hier Schatten.

Mal sehen, vielleicht erzählen die Toten mehr als die Lebenden.

Langsam und aufmerksam die eingravierten Namen lesend, schreitet er den vorwiegend in glatt poliertem Dunkel gehaltenen Grabsteinen entlang, als ob er eine Parade abnehmen würde. Nach der Qualität der Steine zu urteilen, muss es sich im Durchschnitt um eine reiche, zumindest gut situierte Gemeinde handeln. Immer wieder fallen gleiche Familiennamen auf. Aber auf Anhieb kann er den Familiennamen seines Großvaters nicht entdecken. Kein Wunder, wenn die meisten schon vor hundert Jahren nach Amerika ausgewandert sind. In einer separaten Abteilung des Friedhofs entdeckt Tanner, gruppiert um ein bronzenes Denkmal, ein regelrechtes Massengrab. Die Opfer eines Grubenunglücks. An die siebzig Opfer bei einem einzigen Unglück. Offensichtlich handelte es sich um ein Kalibergwerk, das Anfang der Siebzigerjahre stillgelegt wurde. Ist mit der Schließung das Leben im Dorf erloschen?

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