Читать книгу Das Gesetz des Wassers. Ein Tanner-Kriminalroman онлайн

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Nur einmal, auf einem Schulausflug in den Bergen, verriet sie sich quasi in aller Öffentlichkeit. Der Lehrer hatte von der einsamen Höhe seiner Weisheit herab angeordnet, dass bei der Überquerung einer steilen, abschüssigen Stelle jedes Mädchen die Hand eines Jungen nehmen sollte. Tanner wollte flugs seine Hand – ihren Rucksack trug er ja schon, zusätzlich zu seinem eigenen – seinem damaligen Schwarm reichen, einem der beiden tschechischen Fräuleinwunder, die nach der Flucht aus dem Ostblock wie exotische Schmetterlinge in ihrer Klasse gelandet waren. Exotisch, weil sie zwei Jahre älter waren als der Durchschnitt der Klasse, weil sie aus der gefährlichen Fremde kamen und – weil sie schon richtige Frauen waren. Tanners Schwarm hatte einen Busen, der das schweizerische Mittelmaß bei weitem überstieg. Und dann trug sie jeden Tag eine dieser blütenweißen Blusen, bei denen gut die Hälfte der Knöpfe nie in Kontakt mit den für sie vorgesehenen Knopflöchern kamen, ja nicht einmal etwas von deren Existenz ahnten, so weit offen trug das arme Flüchtlingskind aus dem bösen Ostblock seine Blusen. In dieser Zeit ging Tanner richtig gern zur Schule. Er organisierte freiwillig eine große Ausstellung über den Einmarsch der russischen Panzer bei den lieben Pragern, nur um seiner Exildame zu gefallen. So erlebte wenigstens Tanner seine Frühlingsgefühle, nachdem der große politische Frühling in Prag platt gewalzt worden war.

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