Читать книгу Das Gesetz des Wassers. Ein Tanner-Kriminalroman онлайн
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Dass Natter kommt und ihm schwer atmend berichtet, dass sich auf dem Platz, wo sich viele Schaulustige hinter der Absperrung tummeln, kein Einziger findet, der als Zeuge etwas aussagen kann oder will, verbessert seine Laune auch nicht.
Tanner sitzt etwas abseits hinter der Absperrung auf einer Treppenstufe. Der weiße Stein ist noch warm von der Hitze der Sonneneinstrahlung.
Michiko, es ist etwas mit Michiko passiert, dachte er sofort, als er von weitem die vielen Fahrzeuge der Polizei, das Feuerwehrauto und den Krankenwagen erblickte. Er brauchte nicht zu warten, bis die Polizei die Leiche im Wasser umdrehte. Ein Blick von weitem auf den makellosen, hell schimmernden Körper bestätigte seinen schlimmen Verdacht.
Dass Tanner zu spät gekommen ist, tut eigentlich nichts zur Sache, denn es ist ganz offensichtlich, dass Michiko nicht hier in der Öffentlichkeit umgebracht worden ist. Dass sie tot und nackt hierher gebracht und ins Wasserbecken des berühmtesten Brunnens der Stadt gelegt wurde, stellt eine unglaublich freche Provokation dar. Normalerweise werden Leichen im Wald verscharrt. Oder zerstückelt und in separaten Paketen an verschiedenen Orten versteckt. Oder die Leiche wird in ein tiefes Wasser versenkt. Auf jeden Fall geht es immer um die – meist trügerische – Hoffnung des Verbrechers, dass die Leiche möglichst lange unentdeckt bleibt, und damit auch er selber. Ohne Leiche kein Verbrechen.