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Bei manchen Philosophen hierzulande gilt Michel Foucault als Historiker und deshalb als Unphilosoph, und bei manchen Historikern als Philosoph und deshalb als Unhistoriker. Man kann ihn nicht richtig in die bestehenden Schubladen versorgen, diesen Herrn Professor, der zwar anspruchsvolle und eindringliche Bücher schreibt und mit fünfundvierzig Jahren auf der Spitze der akademischen (und damit gesellschaftlichen) Pyramide angelangt ist, gibt er doch seit 1970 Vorlesungen am «Collège de France», wo einige der besten Köpfe aus ganz Frankreich und aus allen Fächern zentralisiert sind (Lévi-Strauss, Jacques Berque, Le Roy Ladurie usw.) – und der trotzdem auf die Strasse geht, agitiert, Flugblätter verteilt, von der Polizei abgeführt wird, am Rande oder jenseits der bürgerlichen Legalität funktioniert, der den Justizminister Pleven öffentlich einen Lügner genannt hat, weil er die Zustände in den Gefängnissen verschleierte, dieser Foucault, der höhnisch und wütend auf seinen Staatspräsidenten losging: Pompidou habe eine «guillotine électorale», eine Wahlguillotine, betätigt, als er Buffet und Bontemps* * Buffet und Bontemps wurden nach der Gefängnisrevolte und dem Geiselmord von Clairvaux zum Tode verurteilt. Präsident Pompidou lehnte die Begnadigung ab. Dazu das Buch von Buffets Anwalt Thierry Lévy: «L'animal judiciaire». aufs Schafott schickte, er habe sich Wählerstimmen sichern wollen, indem er den Blutdurst der aufgeputschten Kleinbürger stillte. (Wer kann sich einen solchen Professor bei uns vorstellen?)

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