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«Meine Damen und Herren. Heute werde ich Sie ein wenig mit meinem Stammbaum langweilen.»

Es war ein wundervoller Stammbaum. Er führte weit zurück ins alte Wien und stand dank einiger kühner Eheschliessungen bald in üppiger Blüte: ein Urahn aus dem Rätoromanischen, eine Urgrossmutter aus einem der Täler am Lago Maggiore, andere Familienmitglieder aus der deutschen oder der welschen Schweiz, woraus sich ergab, in welch natürlicher Weise helvetischer Geist in ihm verschmolzen war: wie die Wasser, die von den Alpengletschern herabfliessen, gleich wie das Licht vom Heiligen Geist, wie in Manzonis «Pentecoste» die Flüsse Europas, wo es heisst:

Wie aus dem dunklen Schosse

Der Alpen Helvetiens dringen

hervor der Tessin und die Rhône

und auch der stolze Rhein ...3

Im Stammbaum von Sognos fand sich ein Ahnherr, der Hauptmann im Sonderbundskrieg gewesen war, im Jahre 1847; er hatte also auf der Seite der Katholiken gekämpft. Ein anderer war enger Mitarbeiter von General Dufour gewesen, gehörte also zu den Protestanten. Mit ein wenig gutem Willen und im Laufe der Zeit (wahrlich, die Geduld könnte zu unserer zweiten Landesfahne werden!) lassen sich die Extreme zu friedlicher Gemeinsamkeit zusammenführen. Übrigens ist ja im Sonderbundskrieg, der im Jahre 1848 die Eidgenossenschaft um ein Haar in zwei Teile, einen protestantischen und einen katholischen, gespalten hätte, kein Tropfen Blut geflossen. Höchstens Sperma – die Geschichte jedoch, die sich nicht bis zu solchen Niedrigkeiten herablässt, hat davon nichts zu berichten. Und wenn ja, dann nur in sonntäglichen, gleichsam touristischen Schilderungen: also nicht zu verwechseln mit Mongolenzeiten – man muss hier wohl zu unterscheiden wissen.

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