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Wenn wir abends mit unseren Freunden auf den Kissen der ersten Klasse saßen und miteinander plauderten, kam es vor, dass Bethli sich in die Küche verzog und duschte. Dann mussten wir, um weiterzureden, mit unseren Stimmen das Wasserrauschen übertönen, das trotz verschlossener Türen Palm­olive-Seifenbläschen über unsere Worte versprühte. Wir unterhielten uns auf Italienisch, weil Gianni und ich zu wenig Deutsch konnten. Gino, der Älteste unter uns, war für alle, auch weil er schon ein bisschen Bauch ansetzte, wie der große Bruder; es gab Dinge, die er eher als die andern sagen durfte: Und an einem der ersten Abende, als Bethli sich hinter dem Vorhang zu schaffen machte, hatte er ihr auf Deutsch zugerufen, ob sie Hilfe brauche. Bethli hatte so getan, als höre sie nicht, und hatte ins Plätschern und Gluckern hinein zu singen angefangen.

Damals wusste ich noch wenig von Bethli: Sie arbeitete in der gleichen Firma wie mein Bruder, zusammen mit Gino, der eine höhere Stellung hatte und besser als die andern verdiente, und mit den beiden Tessinern (sie war es dann, später, die auch Fredi zu uns brachte, einen Studenten aus Aarau). Ich wusste, dass ihre Familie nach St. Gallen verzogen war und dass sie zurzeit hier allein lebte, ohne Dusche. Sie machte viele Fehler, wenn sie mit uns redete; es war ein Schul-Italienisch, das aus lauter Adverbien, Ausnahmen, Pronomen bestand; sie sagte: «Gianni andrà lontanamente», «io voglio restare svegliata», «mio amico non viene», «nostri bambini andono a scuola con sette anni»; aber sie hatte viel Mut und eine große Lust, die fremde Sprache zu sprechen, was uns dagegen fürs Deutsche abging.

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