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Darum vielleicht hatte Gino diesen Ort nach ei­ner Erinnerung so genannt: Denn man sah es ja, dass es in Auenstein nicht seine Po-Ebene gab, und doch hatte man Lust, sie hier zu suchen.

Seit jenem Abend sagten wir, wenn wir merkten, dass einer mit den Gedanken woanders war: «Was ist los, hast du wieder die Po-Ebene bekommen?»

Der Unterricht hörte um vier auf: Aber meine Schüler, alles Kinder italienischer Gastarbeiter, hätten mich auch zehnmal hin und zurück von der Schule zum Bahnhof begleitet, so viel Zeit hatten sie noch, bis die Eltern vielleicht spät am Abend von der Arbeit nach Hause kamen. Es waren sogenannte Schlüs­selkinder, Kinder also, die den Hausschlüssel in der Tasche oder an einer Schnur um den Hals tragen, weil Vater und Mutter tagsüber fort sind.

In vielen Dörfern und Städtchen gab es zwar Kinderhorte, von Schwestern oder auch Privatleuten geleitete Heime, die eigens für die Freizeit der Schlüsselkinder eingerichtet worden waren; aber es war schwierig, solche Quecksilber nach der Schule beieinanderzuhalten: Sie trieben sich, unter dem Vorwand, mich ein Stück weit begleiten zu dürfen, lieber mit einem Fußball auf der Straße herum. Die Fabriken, die Bauplätze und Werkstätten schlossen Punkt fünf: Für die Kinder war es ein Fest, sich in den dichtesten Stoßverkehr zu stürzen, mit den Arbeitern auf den Fahrrädern um die Wette zu laufen: Ich musste mich daran gewöhnen und es mit ansehen, wie sie mir mitten im Lärm davongewirbelt wurden, heil und unschuldsvoll von einem Gehsteig zum andern, und dabei noch Muße fanden, die VW und Fiat zu zählen (siebenundzwanzig Seicento, sagten sie mir dann); ich hielt die Allergetreuesten fest, die sich an den Griff meiner Mappe klammerten.

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