Читать книгу Quasi Heimweh. Roman онлайн

9 страница из 36

«Heute fahren wir nach Auenstein», sagte Gino.

«Zum Essen?»

Ich saß nämlich gern in solchen Landgasthäusern, im «Bären», im «Sternen»: mit den Doppelfens­tern und den Kissenrollen auf dem niedrigen Sims schon im Herbst; man braucht nur daran zu denken, und schon möchte man ausrufen: «Wie kalt es ist, gehen wir doch hinein.» Drinnen stehen die klobigen Tische und Bänke, aus ungebeiztem Holz wie die runden Bretter, auf denen das Brot geschnitten wird (und bei dem einen ist vielleicht ringsum die erste Bitte des Vaterunsers eingekerbt); mit Holz sind auch die Wände verkleidet, und daran die Schaukästen mit den Bechern und Bildern des Turnvereins, alle in weißen Leibchen und dünnen Hosen, bei der Kälte, auch der Sohn der Wirtsleute. Aber hier drin ist es warm, man möchte dösen wie die andern, einige wenige schweigende Männer mit der an beiden Enden gestutzten Zigarre, dem Schweizer Stumpen, mitten im Mund, und mit der Wollmütze auf dem Kopf, die gar nicht neugierig sind, uns zu sehen, sie sitzen da und drehen uns den Rücken zu, die Ellbogen auf dem Tisch, und trinken langsam ihren Zweier Weißwein. Auf der Bank neben der Tür sitzt auch die Großmutter mit ihrer schönen Leinenschürze und strickt, und sie versucht nun von Zeit zu Zeit ein paar Worte zu sagen; denn sie befiehlt hier, mit siebzig, sie hat dicke Beine unter der Schürze, wie zwei kleine Fässchen, die sich fast nicht mehr rühren, sitzt auf der Bank und hält ihre Gäste alle brav beisammen, die auch morgen und übermorgen kommen werden, ihren Zweier zu trinken: Im «Sternen» ändert sich nichts, die Stunden gehen nicht vorbei, ein Tag ist Donnerstag, ein Tag ist Samstag, draußen friert es oder es taut, aber die Wirtsfrau sitzt da auf der Bank und hält die Becher fest und das Bild des Turnvereins, sie ist wie eine Glocke, die in einem fort dieselbe Stunde schlägt.

Правообладателям