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Ich aber bekam in Auenstein nicht seine Po-Ebene zu sehen, es gelang mir nie: Das Stauwehr war da, das Bänkchen und der volle Abfallkorb; da war, an dem Abend, ein Fischer in kniehohen Stiefeln; und nachher, als die Dunkelheit auch das flache Hin­fließen des Wassers, all die atmende Stille der Landschaft in sich ausgelöscht hatte, nachher war niemand mehr da und nichts, es war alles weg: keine Aare mehr, noch die Po-Ebene, mein Haus nicht, nicht Gino und nicht mein Bruder, nicht meine Uhr, die fünf oder zehn zeigte: keine Luft mehr, nur Nachtblau; nicht Bäume am Ufer, nur flüssige Schatten; Wasser und Strom waren Leere, die Welt dahin, er­trunken; schwarz.

Eine solche Landschaft erscheint uns vielleicht im Traum, ein Maler mag sie malen, aber wir können nicht im Auto hinfahren, um sie uns anzuschauen, und dann die Mandarinenschalen in den Abfallkorb werfen. Eine Landschaft ist echt oder nicht, sie ist wirklich oder geträumt, lebt in der Zeit oder in der Sehnsucht. Ich weiß noch: Der Garten, an den man zurückdenkt, und das Haus und Fabio, wenn man fort ist, sind nicht die echten: Sie selbst sind verschieden, gehen gradaus ihres Weges (auch der Garten, der weiterwächst), wir aber sehn sie bald so und bald an­ders, einmal groß, einmal klein, erinnern uns an ein Kleid oder eine Wand, aber das Ganze sehen wir doch nie recht, weil es sich ständig verändert, und je mehr wir uns darauf besinnen, je stärker bewegt es sich, wie wenn man hinter jemandem herrennt, der immer rascher läuft, und das Halstuch flattert ihm nach: Er dreht nach rechts, dreht nach links, man holt ihn ein, aber er hat schon wieder einen Vorsprung, man braucht nur das Halstuch zu sehen bei der Weg­biegung und rennt wieder los, und so ist es mit dem Verlangen, das uns nach Hause zieht und hier «Heimweh» heißt, man braucht nur einen Namen auszusprechen, braucht nur Fabio zu sagen und rennt, aber er ist nicht da.

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