Читать книгу Ein Bruder lebenslänglich. Vom Leben mit einem behinderten Geschwister онлайн

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An das, was nachher war, kann ich mich nicht mehr genau erinnern …

Auf Fotos sieht man mich – eigentlich viel zu alt dazu – in einem Kinderwagen sitzen. Beim Spiel im Sandhaufen hatte mich etwas in den Finger gestochen – und plötzlich konnte ich für eine Weile nicht mehr gehen. Bis heute ist nicht klar, was damals los war. Eine Strafe des Himmels oder eine Selbstbestrafung für das Nachäffen von Herrn Kunz? Engelchen Trixli blieb unbehelligt.

Engel waren überall, scheint es mir heute. Beim Spielen im Garten fanden meine Schwester und ich in einer verwinkelten Ecke – ganz von Gebüsch überwachsen – einen Stein aus weissem Marmor mit einem kleinen Engel darauf. In diesem Stein war der Name unseres Bruders gemeisselt, wie mir die Schwester entzifferte. Ich konnte damals noch nicht lesen. Wir waren verwirrt.

Tante Gret konnte uns dieses Mysterium später deuten: Als die erste Frau von Onkel Emil bereits sehr krank war, hatte sie ein Bübchen geboren, welches jedoch bald darauf starb. Es wurde auf den Namen seines Grossvaters – unseres Urgrossvaters – getauft. Dieser Name wurde auch an unseren Grossvater, Vater und nun an unsern Bruder weitergegeben. So war es in vielen Familien üblich.

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