Читать книгу Ein Bruder lebenslänglich. Vom Leben mit einem behinderten Geschwister онлайн

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An den Anlass des Besuches kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich sehe nur noch, wie Tante Fanny mir diese kostbare Puppe sorgfältig in den Puppenwagen legt. Der Puppenwagen hat hohe Räder. Dann lässt sie mich mit dem Wagen die Strasse entlangfahren, verschwindet im Haus und tritt plötzlich auf der anderen Seite des Hauses wieder zur Türe heraus, wohl um mich zu überraschen. Ihre Überraschung gelingt. Voll Freude, die Tante wieder zu sehen, will ich zu ihr eilen und lasse dabei den Wagen fahren. Dieser streift den Randstein, kippt um und der wunderschöne Porzellankopf zerschellt auf der Strasse …

Hier habe ich einen Filmriss. Ob ich damals gescholten oder gar bestraft wurde, daran kann ich mich nicht erinnern, aber dieses Missgeschick blieb ein Leben lang an mir haften. Wieder zu Hause bekam ich eine persönlich an mich adressierte Postkarte von Onkel Gottlieb. Auf der Karte befand sich das Porträt eines kleinen Mädchens. Am unteren Rand war mit schwarzer Tinte eine Zeichnung angefügt: Ein Mädchen fährt mit dem Puppenwagen die Treppenstufen runter, ein umgekippter Wagen, Tränen, ein Scherbenhaufen! Ich schämte mich, ärgerte mich jedoch auch, da diese Zeichnung nicht stimmte.

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