Читать книгу Ein Bruder lebenslänglich. Vom Leben mit einem behinderten Geschwister онлайн

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Das kleine Stübchen neben der Küche war für Onkel Xaver re­ser­viert, ein weisshaariger, knochiger Mann. Er war Junggeselle. Ich fürchtete mich vor ihm, obwohl er mir gegenüber nie unfreundlich, wenn auch sehr wortkarg war. Onkel Xaver wurde von den Frauen im Haus wie ein Gott behandelt. Das Essen wurde ihm durch ein ­Türchen aus der Küche in sein Stübchen gereicht. Ich durfte sein Essgeschirr erst abräumen, wenn er nach dem Mittagsschlaf seine Stube wieder verlassen hatte.

Während Gottlieb früher als Gutsverwalter amtete, war der Aufgabenbereich von Xaver der Stall gewesen.

Der jüngere Bruder Chasper war auch auf dem Hof tätig. Onkel Chasper wohnte zusammen mit seiner Frau Luise im oberen Stock. Chasper war von hagerer Gestalt mit einer imposanten Nase. Tante Luise hatte immer ein freundliches Lachen auf ihrem Gesicht. Die beiden erinnerten mich an Chasper und seine Frau aus dem Chasper­letheater. Mit einem aus Karton gebastelten Fotoapparat machte ich immer wieder Schnappschüsse von Tante Luise, wenn sie gerade vorbeiging. Meine selbst verfertigten «Fotografien» belohnte sie mit Süssigkeiten.

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