Читать книгу Ein Bruder lebenslänglich. Vom Leben mit einem behinderten Geschwister онлайн

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Auch Tante Fanny sprach bis zu ihrem Tod mit neunzig Jahren von meinem Missgeschick und trauerte um die schöne Puppe.

Der Grosshaushalt

Nun war ich also wieder hier in diesem Haus, doch Onkel Gottlieb war nicht mehr da. Er war bereits verstorben, wann und woran, habe ich nicht erfahren. Es wohnten jedoch viele andere Menschen hier. Sie waren alle etwas speziell in ihrer Art. Teils gehörten sie zur Familie, teilweise waren sie Angestellte. Es gab jedoch auch fremde Personen, die nur zur Miete hier wohnten, und im Sommer ­kamen noch Feriengäste dazu. Es gab auch Haustiere, vor allem Katzen.

Es war ein kinderloses Haus, deshalb hatte ich als kleines Mädchen eine besondere Stellung. Als Plaudertasche brachte ich etwas Abwechslung in den Alltag der Menschen, die hier lebten.

Johanna war für die Verpflegung zuständig. Neben ihrer Tätigkeit als Köchin oblag ihr die Sorge um den Gemüsegarten. Im Waisenhaus aufgewachsen, kam Johanna als junges Mädchen in das Haus und war zeitlebens der hier ansässigen Herrschaft zu Diensten. Sie gehörte quasi zum Inventar. Johanna war klein und rundlich. Ihre langen Haare hatte sie zu einem Knoten zusammenge­bunden wie damals die meisten älteren Frauen. Ihr Markenzeichen waren jedoch ihre Sandalen, welche sie jahrein jahraus trug und für die meine Schwestern den Begriff «Johannasandalen» prägten. In Johanna fand ich eine geheime Verbündete, wenn es darum ging, mich vor den frommen und gestrengen Erziehungsprinzipien der Grosstanten in Schutz zu nehmen.

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