Читать книгу Unter Schweizer Schutz. Die Rettungsaktion von Carl Lutz während des Zweiten Weltkriegs in Budapest - Zeitzeugen berichten онлайн
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«Die Polizeiabteilung des Eidgenössischen Polizei- und Justizdepartements macht uns [...] mit Schreiben vom 25. Januar 1949 darauf aufmerksam, dass die Bezeichnung der betreffenden Ausweispapiere als schweizerische Kollektivpässe nicht statthaft war; denn die Abteilung für fremde Interessen sei wohl ermächtigt gewesen, den ihrem Schutz unterstellten Ausländern Papiere abzugeben, habe aber diese nicht als Schweizerpässe bezeichnen dürfen.»16
Man muss sich vergegenwärtigen, dass Carl Lutz in einer höchst dramatischen Situation in Ungarn, wo Adolf Eichmann die Vernichtung der ungarischen Juden vorantrieb, sich eines raffinierten juristischen Manövers bediente, um Tausende von Menschenleben zu retten. Während er sich dazu entschied, Menschenleben höher zu gewichten als das buchstabengetreue Befolgen von Gesetzen, wurde ihm letztlich genau dies von seinen Vorgesetzten vorgehalten. Die oben zitierte schriftliche Rüge – auch wenn sie keine Bestrafung nach sich zog – empfand der gewissenhafte und verantwortungsbewusste Beamte, als würde man sein Handeln als schweres Vergehen werten. Es darf deshalb nicht verwundern, dass Carl Lutz bis zu seinem Lebensende darum kämpfte, sich in den Augen jener, die seine Vorgehensweise in Budapest legalistisch oder moralisch verurteilten, zu rehabilitieren.