Читать книгу Unter Schweizer Schutz. Die Rettungsaktion von Carl Lutz während des Zweiten Weltkriegs in Budapest - Zeitzeugen berichten онлайн
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Nach der Zeit in Budapest war Carl Lutz für den Rest seines Lebens von einem grundlegenden Widerspruch gezeichnet. Obwohl er sich Vorwürfe machte, in Budapest nicht mehr «Schutzbefohlene» gerettet zu haben, tat er sich schwer damit zu akzeptieren, dass seine humanitäre Aktion in der Schweiz wenig Beachtung fand. Während ihm aus dem Ausland verschiedene Zeichen der Anerkennung zuteil wurden – unter anderem eine Strassennamensgebung in Haifa (1958), das Grosse Bundesverdienstkreuz der BRD (1962), und die Ehrung als «Gerechter unter den Völkern» von Yad Vashem (1964)15 – wurden seine Rettungsaktivitäten in seiner Heimat nur vereinzelt gewürdigt, er erhielt zum Beispiel das Ehrenbürgerrecht seiner Heimatgemeinde Walzenhausen (1963). Nach seiner Rückkehr aus Budapest nahmen sich seine Vorgesetzten im Bundeshaus kaum Zeit, ihn anzuhören; stattdessen prüfte man seine Spesenabrechnung. Auch wurde seiner beim Eidgenössischen Politischen Departement (EPD; heute EDA) vorgebrachten Bitte, ihm zwei Kollektivpässe für einige Zeit zur Verfügung zu stellen, nicht entsprochen. In einem Brief (5. Februar 1949) erhielt Carl Lutz den Bescheid, dass die Polizeiabteilung des Eidgenössischen Polizei- und Justizdepartements gegen ihn den Vorwurf der «Kompetenzüberschreitung» erhob, denn es sei in Budapest nicht gesetzmässig gewesen, Schweizerpässe an Ausländer zu verteilen: