Читать книгу Unter Schweizer Schutz. Die Rettungsaktion von Carl Lutz während des Zweiten Weltkriegs in Budapest - Zeitzeugen berichten онлайн
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Im Gegensatz zum politischen Erinnerungsdiskurs berichteten die Medien sporadisch über Carl Lutz’ Rettungsaktivitäten im Zweiten Weltkrieg. Vier Monate nach Kriegsende – am 15. September 1945 – erschien in der «Schweizer Illustrierten» ein Beitrag unter dem Titel «Ein Schweizer Konsul und ein Konsul von Salvador verhinderten die Ausrottung des ungarischen Judentums». Anlässlich seiner Pensionierung im Jahre 1961 wurden Carl Lutz’ persönliche Aufzeichnungen in gekürzter Form in der «Neuen Zürcher Zeitung» unter dem Titel «Die Judenverfolgung unter Hitler in Ungarn» zum ersten Mal veröffentlicht. Der einleitende Paragraph würdigte, «was Mannesmut, Unerschrockenheit und Unbeirrbarkeit im Dienste der Menschlichkeit auch in einer Zeit zu wirken vermögen, in der alle ethischen Wertmassstäbe mit Füssen getreten werden».18 Im selben Jahr erschien «Heute darf ich reden – Ich habe nicht umsonst gelebt» in der Zeitschrift «Sie und Er». In diesem Artikel kamen auch weitere an der Rettungsaktion beteiligte Personen wie Tibor Rosenbaum und Alexander Grossman zu Wort. Als zehn Jahre später Carl Lutz der «Schweizer Illustrierten» den Vorschlag unterbreitete, über die Rettungsaktion zu schreiben, erhielt er die Antwort «Nun verhält es sich leider so, dass sich – wie verlässliche Erhebungen ergeben haben – der Grossteil meiner Leser für die dramatischen Vorgänge, in deren Mittelpunkt Sie einstens gestanden haben, kaum mehr interessiert, sodass ich beim besten Willen keine Möglichkeit sehe, einen Bericht in der ‹Schweizer Illustrierten› zu publizieren, wie er Ihnen vorschwebt. Unterzeichnet von Dr. W. Meier – Chefredaktion.» Diesen ablehnenden Bescheid erhielt Carl Lutz vier Jahre vor seinem Tod.