Читать книгу Unter Schweizer Schutz. Die Rettungsaktion von Carl Lutz während des Zweiten Weltkriegs in Budapest - Zeitzeugen berichten онлайн
11 страница из 121
Carl Lutz mit einer Kinderschar in Appenzell, Schweiz, undatiert
Nach dieser schriftlichen Massregelung sollten noch neun Jahre verstreichen, bevor Carl Lutz’ «unbefugtes» Vorgehen zum ersten Mal von offizieller Schweizer Seite als humanitäres Engagement gewürdigt wurde. Die Anerkennung von Bundesrat Markus Feldmann kam Lutz anlässlich der Debatte über den Ludwig-Bericht im Nationalrat zuteil. Die eigentliche offizielle Rehabilitierung erfolgte jedoch erst 1995 im Rahmen der Gedenkstunde zum 100. Geburtstag von Carl Lutz. Der damalige Aussenminister Flavio Cotti würdigte Carl Lutz als «stillen, aber grossen Helden». Es ist bezeichnend, dass Cotti in seiner Rede die Privatperson Lutz ehrte, indem er darauf hinwies, dass Lutz «als Mensch und verantwortliches Individuum gehandelt [habe], weil sein persönliches Gewissen ihm keine Ruhe liess». Dass die Rettungsaktion in Budapest nur möglich war, weil Lutz in seiner Funktion als Amtsträger handelte, darauf verwies Cotti in diskret indirekter Weise. Cottis Rede war keine politische Entschuldigung, es war die Ehrung eines Aufrechten und Gerechten, der – hier zitierte Cotti das humanitäre Credo von Carl Lutz – sich das Recht herausnahm, die jüdischen Flüchtlinge unter den offiziellen Schutz der Schweizer Regierung zu stellen: «Wenn es so viele Länder gibt, welche die Gesetze verletzen, um zu töten, so dürfte es doch ein Land geben, dass die Gesetze verletzt, um zu retten.»17