Читать книгу Unter Schweizer Schutz. Die Rettungsaktion von Carl Lutz während des Zweiten Weltkriegs in Budapest - Zeitzeugen berichten онлайн

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Carl Lutz in seinem Büro, Bregenz, Österreich 1960

Wir befragten Überlebende, die im Jahr 1944 noch im Kleinkindalter waren; andere Überlebende, die uns ihre Erinnerungen anvertrauten, waren damals bereits erwachsen und an der Rettungsmission mitbeteiligt. Angesichts dieser grossen Altersspanne variieren die Erinnerungen stark: Einige reflektieren die Wahrnehmung eines Kindes, andere werden aus der Erwachsenenperspektive geschildert und dabei in Zusammenhänge eingebettet, die stark von nachfolgenden Ereignissen und «Folgeerfahrungen»21 geprägt sind.

Während der Gespräche mit den Zeitzeugen achteten wir darauf, aufmerksame und engagierte Zuhörerinnen zu sein und uns so wenig wie möglich einzumischen, um den Erinnerungsprozess zu respektieren, der sich oft als «Bewusstseinsstrom» vollzog. Wir orientierten uns an den vom USC Shoah Foundation Institute for Visual History and Education entwickelten Leitfäden und den vom United States Holocaust Memorial Museum vorgeschlagenen Richtlinien für Interviews. Sämtliche Überlebende, die persönlich befragt wurden, zeigten ein dringendes Bedürfnis, Zeugnis abzulegen – und brachten dies oft schon bei der ersten, telefonischen Kontaktaufnahme deutlich zum Ausdruck. Wenn das Erinnern aufgrund des fortgeschrittenen Alters der Überlebenden schwieriger war, baten wir ihre Ehepartner und Kinder, beim Gespräch zu vermitteln. In solchen Situationen wurde das Format an die individuellen Bedürfnisse und Umstände angepasst, und es entwickelte sich ein gemeinschaftliches Erinnern von Überlebenden und ihren Familienmitgliedern.22

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