Читать книгу Lochhansi oder Wie man böse Buben macht. Eine Kindheit aus der Innerschweiz онлайн
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Wahrscheinlich war sie auf einem Bauernhof aufgewachsen, sie war es gewohnt, mit anzusehen, wie man den Wurf neugeborener Kätzchen auf den Mist warf oder in der Jauchegrube ersäufte, das war doch alltäglich, ganz normal. Was solls, ich mag nicht weiter darüber nachdenken. Ich weiss nicht, wie diese Frau war, weiss nicht, wie sie gelebt hat, weiss nur, dass sie einsam und alt geworden im Altersheim verstorben ist. Ich habe mir nie ein Bild von ihr machen können, habe nie ein Foto von ihr gesehen, ich habe nicht einmal ihr namenloses Grab besucht. Es sei ein Gemeinschaftsgrab, sagte mir die Leiterin des Altersheims, sie sei auf Gemeindekosten bestattet worden, die Armenpflege sehe in diesem Falle nur ein Gemeinschaftsgrab vor.
Ich ging nicht hin zum Friedhof, nicht weil ich ihr grollte, was hatte ich der Frau, die mich geboren hat, schon zu grollen, was zu verzeihen, war ich denn Gott? Ich mochte einfach nicht. Lass gut sein, dachte ich und fuhr nach Hause. Das Leben hat es doch gut mit mir gemeint. Habe ich denn nicht alles bekommen was ich mir gewünscht habe, und sogar noch einiges mehr? Ich kann mich wahrlich nicht beklagen. Und wenn ich das nun so aufschreibe, meine ich das auch so.