Читать книгу Tot sein kann ich morgen noch. Meine Reise vom Kopf zurück ins Herz онлайн
11 страница из 81
Trotzdem kam der Tod gedanklich näher, setzte sich in meinen Kopf. Ich dachte: Jetzt musst du vielleicht sterben, was würdest du denn noch unbedingt machen wollen? Was wäre, wenn jetzt Schluss wäre?
Der Schriftsteller Wolfgang Herrndorf erkrankte Anfang 2010 an einem Gehirntumor. Alles, was er wollte, war seinen Roman zu Ende bringen und veröffentlichen, was er im Herbst 2010 mit »Tschick« tatsächlich schaffte. Seine Lösung war, der Krankheit mit Arbeit und Struktur zu begegnen. Der Tumor als Turbo für Lebensziele und Wünsche. Leider kann er den Erfolg nicht mehr auskosten. Der Gehirntumor hat gewonnen, aber »Tschick« hat überlebt.
Und ich, was muss ich auf dieser Erde noch erledigen, um friedlich sterben zu können? Die Antwort lautet: nichts. Alles, was ich wollte, war leben. Weiterleben. Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden verbringen. Meinen Sohn auf seinem Weg zum Erwachsenwerden begleiten, seinen Abiball erleben, bei seiner Hochzeit dabei sein und mit meinen Enkelkindern spielen, falls er sich für all das entscheiden würde. Ich war noch nicht bereit für diese Frage. Ich hatte keine Antwort, weil ich den Tod nicht akzeptierte.