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Sittes Malerei der 1970er und 1980er Jahre fehlt jede Spur von kritischer Hinterfragung und nachdenklicher Distanz zu den Ritualen und Dogmen eines erstarrten Gesellschaftssystems, wie sie die Malerei seiner Leipziger Kollegen zu dieser Zeit auszeichnet. Seine Bilder fragen nicht nach den unabgegoltenen Erwartungen jenseits der sozialistischen Fortschritts- und Wissenschaftsgläubigkeit im metaphysischen Raum, wie Volker Stelzmann (* 1940) mit seinem Gemälde Pietà96 von 1981. Der Leipziger Maler spricht mit dem Thema der christlichen Pietà tabuisierte Eigenschaften wie Erbarmen, Mitleid, Anteilnahme und Trauer an. Bernhard Heisig sieht zentrale Defizite des Sozialismus in der DDR, wenn er sagt, es „müssen die Denkkonventionen ergänzt werden, der ganze Bereich des Ethischen. Die Menschen können sich mit ihren Ängsten nirgendwohin wenden. Sie fallen ständig auf sich selbst zurück. […] Wir haben kein Fatum, uns fehlt der Schicksalsbegriff. Wir ersetzen den Begriff des Schicksals mit dem Zufall, das wird grausam. Ich bin kein Philosoph, ich weiß nur, daß uns da was fehlt und daß dort die Bilder herkommen, da fangen sie an. Malerei hat zu tun mit dem Sinn des Lebens und des Todes.“97

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