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Als wenige Tage darauf Kamerad Leindorff Besuch seines alten Herrn empfing, war es für Pasenow wie ein Befehl des Himmels, das Jägerkasino aufzusuchen, damit er dem alten Leindorff, den er schon mit geradlinigem, geschäftigem Schritt die schmale Treppe dort hinaufsteigen sah, zuvorkomme. Er fuhr im Regimentswagen nach Hause und bekleidete sich mit dem Zivilgehrock. Dann machte er sich auf den Weg. An der Ecke begegnete er zwei Soldaten; er wollte schon lässig zum Mützenrand greifen, um ihren Gruß zu erwidern, da merkte er, daß sie ihn gar nicht gegrüßt hatten und daß er statt der Mütze den Zylinder trug; das alJes war irgendwie ungereimt und er mußte sogar lächeln, weil es so absurd war, daß der alte halbgelähmte Graf Leindorff, der an nichts anderes als an seine ärztlichen Konsultationen dachte, sich heute ins Jägerkasino begeben solJte. Am klügsten wäre es wohl, einfach umzukehren, aber da er dies jeden Augenblick tun konnte, hatte er ein kleines Freiheitsgefühl und ging weiter. AIIerdings wäre er lieber in die Vorstadt hinausgewandert, um den GemüsekelJer mit der rauchigen Petroleumlampe an der Mauer wiederzusehen; aber er konnte doch nicht in Gehrock und Zylinder im Norden draußen promenieren. Da draußen war der Abend wohl auch heute so zauberhaft verdämmert wie damals, doch hier im eigentlichen Zentrum der Stadt schien alJes der Natur feindlich zu sein, über dem lärmenden Licht und über den vielen Schaufenstern und dem bewegten Leben der Straße waren selbst der Himmel und seine Luft so sehr städtisch und so heimatsferne, daß es zu einem beglückenden und beruhigenden, dennoch beunruhigenden Heimfinden wurde, als er ein kleines Weißwarengeschäft entdeckte, das in schmalen Fensterehen Spitzen, Rüschen, angefangene Handarbeiten mit blauem Vordruck aussteiJte, und als er die Glastüre sah, die im Hintergrund des Ladens offenbar in einen Wohnraum führte. Hinter dem Verkaufstisch saß eine weißhaarige Frau, beinahe damenhaft, neben ihr ein junges Mädchen, dessen Gesicht er nicht sehen konnte, beide mit Handarbeiten beschäftigt. Er betrachtete die Waren in der Auslage und überlegte, ob man Ruzena mit solchen Spitzentüchlein nicht eine herzliche Freude bereiten könnte. AIIein auch dies dünkte ihn wieder absurd und er ging weiter; bei der nächsten Querstraße aber kehrte er zu dem Laden zurück, getrieben von dem Wunsche, das abgewandte Gesicht des Mädchens zu sehen; er erstand drei zarte Tücher, ohne sie eigentlich für Ruzena zu bestimmen, so aufs Geratewohl und beglückt, auch der alten Dame mit dem Einkauf Freude zu machen. Das Mädchen aber hatte ein gleichgültiges Gesicht, ja es schaute fast böse drein. Dann ging er nach Hause.

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