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Im Winter, zur Zeit der Hoffestlichkeiten, die eine uneingestandene Hoffnung der Baronin waren, im Frühling, zur Zeit der Rennen und der Sommereinkäufe, bewohnte die Familie Baddensen ein schmuckes Haus im Westend, und an einem Sonntagvormittag stattete Joachim v. Passenow den Damen seinen Besuch ab. Selten kam er in diese entlegene Villengegend, die nach dem Muster der englischen Cottages sich rasch hier ausdehnte, obwohl bloß begüterte Familien, die eine ständige Equipage ihr eigen nannten, hier wohnen konnten, ohne des Nachteils der großen Entfernung zur Stadt allzusehr gewahr zu werden. Aber für jene Bevorzugten, die den räumlichen Nachteil solcherart sich mildern durften, war der Aufenthalt ein kleines ländliches Paradies, und Pasenow, die gepflegten Straßen zwischen den Villen durchschreitend, war von der Vorzüglichkeit dieser Wohngegend angenehm und herzlich durchdrungen. Manches war in den letzten Tagen unsicher geworden und dies hing auf eine unerklärliche Weise mit Bertrand zusammen: es war irgendein Pfeiler des Lebens brüchig geworden, und wenn auch noch alles an seinem alten Platze stand, weil die Teile sich gegenseitig stützten, so war mit dem vagen Wunsche, daß auch das Gewölbe dieses Gleichgewichts noch bersten und die Stürzenden und Gleitenden unter sich begraben möge, zugleich die Furcht aufgekeimt, daß solches sich erfüllen werde, und es wuchs die Sehnsucht nach Festigkeit, Sicherheit und Ruhe. Nun, diese wohlhabende Villengegend mit ihren schloßartigen Gebäuden in trefflichstem Renaissance-, Barock- oder Schweizerstil, umgeben von wohlgepflegten Gärten, aus denen man das Harken der Gärtner, den Strahl des Gartenschlauches, das Plätschern der Fontänen vernahm, strömte große und insulare Sicherheit aus, so daß man Bertrands Prophezeiung, daß auch für England noch nicht aller Tage Abend sei, wirklich kaum glauben konnte. Aus offenen Fenstern tönten Etüden von Stephen Heller und von Clementi: wohlgeborgen können die Töchter dieser Familien ihren Studien nachgehen; gutes Geschick der Sicherheit und der Sanftheit, von Freundschaft erfüllt, bis Liebe die Freundschaft ablöst und die Liebe wieder in Freundschaft verklingt. Von ferne, nicht von allzu ferne her krähte ein Hahn, als wollte auch er die Ländlichkeit dieses gepflegten Aufenthaltes andeuten: ja, wäre Bertrand auf der Scholle aufgewachsen, so würde er nicht Unsicherheit verbreiten, und hätte man ihn selbst in der Heimat gelassen, so wäre er für die Unsicherheit nicht empfänglich geworden. Schön wäre es, mit Elisabeth durch die Felder zu gehen, das reifende Korn zwischen die prüfenden Finger zu nehmen und abends, wenn der schwere Geruch der Ställe vom Winde herübergetragen wird, den sauber gekehrten Hof zu durchqueren, um nach dem Melken zu sehen. Dann stünde Elisabeth dort zwischen den großen rustikalen Tieren, viel zu schmal für die Gewichtigkeit dieser Umwelt, und was bei der Mutter bloß natürlich und heimatlich war, das wird bei ihr rührend und heimatlich zugleich. Aber zu alldem war es für ihn ja zu spät, für ihn, den man zum Fremdling gemacht hatte, und er ist- nun fiel es ihm ein - heimatlos wie Bertrand.

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