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Die Mutter war größer als der Vater, und alles auf dem Hofe gehorchte ihr. Merkwürdig war es, wie wenig Helmuth und er auf sie hören wollten; das hatten sie eigentlich mit dem Vater gemein. Sie überhörten ihr zähes und lässiges »Nicht doch« und ärgerten sich bloß, wenn sie dann hinzufügte: »Seht euch bloß vor, daß Vater euch nicht dahinter kommt.« Und sie fürchteten sich nicht, wenn sie zu ihrem letzten Mittel griff: »Nun aber will ich es wirklich Vater sagen«, fürchteten sich auch kaum, wenn sie Ernst machte, denn der Vater warf ihnen dann bloß einen bösen Blick zu und ging mit seinen steifen geradlinigen Schritten seines Weges. Es war wie eine gerechte Strafe für die Mutter, weil sie mit einem gemeinsamen Feind Partei zu machen versuchte.

Zu jener Zeit war noch der Vorgänger des jetzigen Pastors im Amte. Er hatte einen gelblich-weißen Backenbart, der sich von der Farbe der Haut kaum abhob, und wenn er an den Festtagen zu Tische kam, so pflegte er die Mutter mit der Königin Luise inmitten ihrer Kinderschar zu vergleichen. Das war ein wenig lächerlich, machte einen aber trotzdem stolz. Nun hatte der Pastor auch noch die neue Gewohnheit angenommen, die Hand auf Joachims Kopf zu legen und »Junger Krieger« zu sagen, denn alle, und sogar das polnische Küchenmädchen, sprachen schon von der Kadettenanstalt in Culm. Trotzdem wartete Joachim noch immer auf eine richtige Entscheidung. Bei Tische hatte die Mutter einmal gesagt, sie sähe die Notwendigkeit nicht ein, Joachim wegzugeben; er könnte ja später als Avantageur eintreten; so sei es doch stets gewesen und so habe man es doch immer gehalten. Onkel Bernhard aber hatte erwidert, daß die neue Armee tüchtige Leute brauche, und in Culm könne es einem richtigen Jungen schon gefallen. Der Vater hatte unangenehm geschwiegen- wie immer, wenn die Mutter etwas sagte. Erhörte nicht auf sie. Bloß zu Mutters Geburtstag, wenn er ans Glas klopfte, entlehnte er das Gleichnis des Pastors und nannte sie seine Königin Luise. Vielleicht war die Mutter wirklich dagegen, daß er nach Culm kommen sollte, aber auf sie war kein Verlaß, sie machte schließlich doch Partei mit dem Vater.

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