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Herr v.Pasenow wurde, Alter und Stellung gemäß, wie ein Vorgesetzter mit schmal-steifer Verbeugung und Zusammenschlagen der Hacken begrüßt, und gleich einem kommandierenden General erkundigte er sich, ob die Herren sich amüsierten; wenn die Herren nun auch ein Glas Sekt mit ihm trinken wollten, würde es ihm zur Ehre gereichen, worauf die Herren ihre Zustimmung wieder mit den Füßen bekanntgaben. Es wurde frischer Sekt gebracht. Die Herren saßen schweigend und steif auf ihren Stühlen, tranken einander stumm zu und betrachteten den Saal, die weißgoldenen Dekorationen, die Gasflammen, die von Tabaksrauch umzogen im großen Kreise des Lüsters surrten, und betrachteten die Tanzenden, die sich in der Mitte des Saales drehten. Endlich Herr v.Pasenow: »Nun, meine Herren, ich will nicht hoffen, daß Sie meinetwegen auf holde Weiblichkeit verzichtet haben!« Verbeugungen und Lächeln- »Sind doch niedliche Mädchen hier;- als ich heraufkam, begegnete ich einem durchaus ansprechenden Ding, schwarzhaarig und mit Augen, die euch jungen Herren nicht gleichgültig bleiben können.« Joachim v. Pasenow hätte vor Scham dem Alten die Kehle zupressen mögen, um solche geile Rede zurückzuhalten, aber schon antwortete einer der Kameraden, daß dies offenbar Ruzena gewesen sei, wirklich ein ausnehmend hübsches Mädchen, dem man auch eine gewisse Vornehmheit nicht abstreiten könne, wie überhaupt die Damen hier zum großen Teil nicht das seien, was man von ihnen halte, vielmehr werde mit einiger Strenge vonseitender Direktion eine Auslese getroffen und auf die Wahrung eines feinen Tones geachtet. Mittlerweile aber war Ruzena wieder im Saale erschienen: sie hatte ihren Arm unter den eines blonden Mädchens geschoben, und wie sie mit ihren hohen Tournüren und spitzen Taillen an den Tischen und Logen entlangstrichen, machten sie tatsächlich einen vornehmen Eindruck. Als sie bei dem Tische Pasenows vorbeikamen, wurde die scherzhafte Meinung geäußert, ob nicht Fräulein Ruzena soeben die Ohren geklungen hätten, und Herr v.Pasenow fügte hinzu, daß, dem Namen nach zu schließen, er wohl eine schöne Polin, also fast eine Landsmännin, vor sich sähe. Nein, sie sei keine Polin, sagte Ruzena, sondern eine Böhmin, hierzulande sage man wohl Tschechin, aber Böhmin sei richtiger, weil auch das Land richtig Böhmen heiße. »Um so besser«, sagte Herr v. Pasenow, »die Polen taugen nichts... sind unzuverlässig... Na, ist ja egal.«