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Die Mutter war sehr pünktlich. Niemals fehlte sie zur Melkzeit im Stalle, beim Eierausheben im Hühnerhof, vormittags konnte man sie in der Küche aufsuchen und nachmittags in der Wäschekammer, wo sie mit den Mägden das steife Leinen zählte. Damals hatte er es eigentlich erst erfahren. Er war mit der Mutter im Kuhstall gewesen, seine Nase war voll von dem schweren Stallgeruch, da sie in die kalte Winterluft hinaustraten, und Onkel Bernhard kam ihnen über den Hof entgegen. Onkel Bernhard trug noch immer einen Stock; nach einer Verwundung durfte man einen Stock tragen, alle Rekonvaleszenten tragen Stöcke, auch wenn sie nicht mehr so arg hinken. Die Mutter war stehengeblieben, und Joachim hielt sich an dem Stock Onkel Bernhards fest. Noch heute erinnerte er sich deutlich der wappengeschmückten Elfenbeinkrücke. Onkel Bernhard sagte: »Gratulieren Sie mir, Cousine, soeben bin ich Major geworden. « Joachim blickte zum Major hinauf; der war sogar größer als die Mutter, hatte sich einen kleinen, gleichsam stolzen und doch vorschriftsmäßigen Ruck gegeben, schien noch ritterlicher und noch strammer als sonst und war vielleicht auch jetzt noch gewachsen, jedenfalls paßte er besser zu ihr als der Vater. Er hatte einen kurzen Vollbart, aber man konnte den Mund sehen. Joachim überlegte, ob es eine große Ehre sei, den Stock eines Majors halten zu dürfen, und dann entschloß er sich, ein wenig stolz zu sein. »Ja«, sagte Onkel Bernhard weiter, »aber nun ist es mit den schönen Tagen auf Stolpin auch wieder zu Ende.« Die Mutter sagte, daß dies eine gute und eine schlechte Nachricht zugleich sei, und das war eine komplizierte Antwort, die Joachim nicht völlig klar wurde. Sie standen im Schnee; die Mutter hatte ihre braune Pelzjacke an, die ebenso weich war wie sie selber, und unter ihrer Pelzmütze sahen ihre blonden Haare hervor. Joachim freute sich stets, daß er die gleichen blonden Haare hatte wie die Mutter; er würde also auch größer als der Vater werden, vielleicht so groß wie Onkel Bernhard, und als dieser auf ihn wies: »Nun werden wir ja bald Kameraden in des Königs Rock sein«, so war er für einen Augenblick ganz einverstanden. Doch da die Mutter bloß seufzte und keinen Einwand äußerte, sich unterwarf, genauso als stünde sie dem Vater gegenüber, ließ er den Stock los und lief zu Jan.

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