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„Ich hätte gerne eine Locke von dir!“

„Eine ...!“ Sie war sprachlos. Fernanda kicherte. Schließlich kicherte auch Isabella. Wenn das so war, nun gut. Sie setzte ihr kokettes Lächeln auf, blinzelte gekünstelt mit den Wimpern: „Dann bist du also in mich verliebt?“, resümierte sie.

Rodrigo lief rot an und nickte. Was war das für eine Qual. Niemals in seinem Leben hatte er sich mehr geschämt.

Isabella bemerkt es nicht. Sie winkte Fernanda herbei, lächelte dabei ihr strahlendes Prinzessinnenlächeln und hielt ihr eine schwarze Locke zum Abschneiden hin. Es war nur ein kleines Haarbüschel, nicht länger als ein Kinderfinger, das Isabella ihrem stummen Verehrer in die Hand drückte.

Rodrigo nahm es, schloss die Faust darum und rannte aus dem Hof, als seien die Hunde hinter ihm her.

Isabella lachte vergnügt und klatschte in die Hände. Das war nach ihrem Geschmack.

Obwohl Don Martin Alonso fehlte, das Haupt der Familie, und mit ihm seine beiden Brüder Vincente Yanez und Francisco, ließ sich der beginnende Herbst in der Familie Pinzon fröhlich und unbeschwert an. Isabellas großer Bruder Martin Arias führte redlich die Geschäfte. Der älteste, bald dreißigjährige Sohn von Martin Alonso hatte etwas zu viel Speck auf den Rippen. Er liebte üppige Mahlzeiten und schwere Weine, hatte nie im Leben arbeiten oder um etwas kämpfen müssen. Er genoss den Wohlstand seines Vaters und hatte früh und gründlich gelernt, diesen Wohlstand zu horten und mit seinem listigen Kaufmannsverstand zuverlässig zu mehren. Seinem herrischen und machtbewussten Vater schlug Martin Arias nur in dieser Hinsicht nach. Mit der Seefahrt war es bei Martin Arias nicht weit her. Niemals hätte er wie sein Vater ein Schiff befehligen können. Da vertraute er die Kaufmannsschiffe der Pinzons lieber einem erfahrenen Steuermann und Kapitän an und blieb selbst zu Hause auf der warmen Ofenbank.

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